Goldene Hände: Die Vorzüge einer Sportmassage

Von Heather L. Fenity
© Betty Shepherd
© Betty Shepherd

Die Sportmassage ist eine Therapie, die exakt auf die Bedürfnisse von Athleten zugeschnitten ist. Die Anwendung spezieller Techniken zählt zu den Grundlagen dieser Massageform. Doch was die Sportmassage von anderen Massageformen unterscheidet, ist die Absicht, die dahinter steckt. Die meisten von uns denken bei Massage an Entspannung und einen ganzheitlichen Ansatz. Doch gerade das trifft für die Sportmassage nicht zu, im Gegenteil. Sie ist auf spezifische Ziele ausgerichtet wie beispielsweise die Leistungssteigerung oder die Behandlung bzw. Vermeidung von Verletzungen. Die Intention einer Massagesitzung kann variieren und hängt von zahlreichen Faktoren ab, die bei jedem Athleten anders sind. Doch allen Sportmassage-Sitzungen ist die Tatsache gemein, dass es bei jeder Behandlung eine Absicht gibt, Veränderungen zu bewirken, indem der Behandelnde sich voll auf die jeweiligen Bedürfnisse des Patienten konzentriert. So können Sportmassagen beispielsweise bei Tendonitis (Verschleiß), Zerrungen, Verstauchungen und Verklebungen wirkungsvoll eingesetzt werden. Ebenso wirksam können sie in Verbindung mit Trainingseinheiten und Konditionsprogrammen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit eingesetzt werden, während sie nach einem Wettkampf zur schnelleren Erholung beitragen und das Verletzungsrisiko verringern.

Die Sportmassage wird primär in folgenden Bereichen angewandt: Erholung, Rehabilitation (um Besserung bei einem Schwächezustand zu erreichen), Leistungserhaltung sowie Vor- und Nachbereitung der Muskulatur vor, während und nach einem Wettkampf. Athleten, die ein Gespür dafür haben, wann sie eine Sportmassage in ihr Training integrieren sollten, können ihre Leistung verbessern, weil sie in der Lage sind ihr Leistungspotenzial zu erhöhen. Denn gesunde, verletzungsfreie Muskeln sind leistungsfähiger und zwar über einen längeren Zeitraum und mit geringerem Verletzungsrisiko.

Die Sportmassage trägt zur Optimierung positiver Faktoren bei, die ausschlaggebend sind für die Leistungsfähigkeit wie beispielsweise gesundes Muskel- und Bindegewebe; normale Beweglichkeit, reger Energiefluss; fließende und schmerzfreie Bewegungen; geistige Ruhe, Aufmerksamkeit und Konzentration. Darüber hinaus kann die Sportmassage negative Faktoren mindern, wie dysfunktionale Zustände von Muskel- und Bindegewebe, eingeschränkte Beweglichkeit, Energielosigkeit, Abgespanntheit, Schmerzen und große Angst(1a).

Sportmassagen verringern das Verletzungspotenzial, denn sie beugen sowohl akuten (Muskelriss) als auch chronischen Verletzungen vor, die durch Verschleiß (Tendonitis) entstehen können. Regelmäßige Massageanwendungen halten Muskel- und Weichgewebe geschmeidig und gesund, sie verhindern Muskelverkürzungen, erhalten die Elastizität des Gewebes, lösen Verklebungen und verringern so das Verletzungsrisiko. Auch bei chronischen Verletzungen kann die Sportmassage helfen, denn sie wirkt durchblutungsfördernd, unterstützt die Heilungsprozesse und löst Narbengewebe sowie Verklebungen.

Wichtige Haupt- und Nebeneffekte der Sportmassage(1b)

Die Haupteffekte beziehen sich auf den physiologischen und psychologischen Zustand des Athleten und umfassen:

  • Verbesserte Zirkulation von Blut und Lymphflüssigkeit
  • Muskuläre Entspannung
  • Generelle Entspannung
  • Funktionale Trennung von Muskel- und Bindegewebe (z.B. Verklebungen lösen)
  • Bildung eines starken, beweglichen Narbengewebes
  • Lockerung des Bindegewebes (bei Verhärtungen, etc.)
  • Verbesserte mentale Aufmerksamkeit und Klarheit
  • Auflösen von so genannten Triggerpunkten ( Triggerpunkte sind Muskelfaserverdickungen an Muskeln und Sehnen, die sowohl in den betroffenen Bereichen als auch in anderen Körperregionen Schmerzen auslösen können.)

Nebeneffekte, die sich auf die Leistungsfähigkeit beziehen:

  • Mehr Energie
  • Größere Flexibilität und Beweglichkeit
  • Fließendere Bewegungen (z.B. in Bezug auf die Qualität der Beweglichkeit)
  • Schnellere Erholung
  • Schmerzreduzierung
  • Angemessene emotionale Stimulierung

Es ist außerordentlich wichtig, zu einem gut ausgebildeten Massagetherapeuten zu gehen. Erkundigen Sie sich, ob der Therapeut Ihrer Wahl über eine Ausbildung im Bereich Sportmassage verfügt und diese an einem anerkannten Ausbildungsinstitut absolviert hat. Um sicher zu gehen, sollten Sie ihm einige Fragen stellen: Wie viele Ausbildungsstunden wurden insgesamt absolviert? Handelt es sich dabei um eine staatlich anerkannte Einrichtung? Wie viele Ausbildungsstunden im Bereich Sportmassage wurden absolviert? Aus welchem Bereich kommen die Athleten, mit denen bereits gearbeitet wurde? Standen diese Athleten während der Behandlung im Training oder Wettkampf? Ist der Therapeut selbst auch Athlet (unabhängig vom Leistungsniveau)?

Viele Therapeuten, die Sportmassagen praktizieren, nehmen selbst an Rennen oder anderen Wettkämpfen teil. Dadurch verfügen sie nicht nur über ein größeres Verständnis hinsichtlich der Anwendung und Vorzüge von Sportmassagen, sie sind darüber hinaus auch mit den anderen Faktoren vertraut, die bei der Behandlung eines Athleten zu berücksichtigen sind. So steht beispielsweise der zeitliche Abstand zwischen der Massagesitzung und dem sportlichen Ereignis in direktem Zusammenhang mit der Druckintensität, die ein Therapeut anwenden sollte. Ein sachkundiger Therapeut weiß, dass eine Vorwettkampf-Massage der allgemeinen Lockerung gilt und daher weniger tief greifend ausgeführt wird als die normale Massage. Es ist wichtig, dass Ihr Therapeut immer auf Nummer sicher geht, wenn er tief greifende Massagegriffe anwendet. Von ebenso großer Bedeutung ist aber auch, dass er Verständnis für die Psyche der Athleten und die Arbeit mitbringt, die diese in das Training investieren.

Es ist von Vorteil, wenn Sie regelmäßig mit demselben Sportmassage-Therapeuten arbeiten, denn er lernt Ihren Körper kennen und findet schnell heraus, was für Ihren Gewebe- und Körpertyp „normal” ist. So kann er auf Veränderungen achten in der Hoffnung, dadurch potenzielle Schwachstellen oder Verletzungen abzuwenden. Im Falle einer Verletzung kann der Therapeut Ihre Mediziner unterstützen und Ihnen bei der Erholung helfen. Der Fokus richtet sich hierbei auf schnelles und effektives Heilen, darauf die mit der Verletzung einhergehenden Begleiterscheinungen so gering wie möglich zu halten und das Risiko für eine erneute Verletzung zu senken.

Der Nutzen einer Sportmassage als Teil der Trainingsroutine ist abhängig vom Athleten, der Sportart und dem Leistungsniveau des Athleten. Deshalb ist es wichtig hier zu erwähnen, dass jedes Individuum, jeder Athlet, jede Situation anders ist, und dass jeder einen Plan für sich finden muss, der für ihn geeignet ist. Schauen wir uns nun einmal an, wie zwei ganz unterschiedliche Athleten die Sportmassage in Verbindung mit ihrem Training genutzt haben.

Als Uta an 5- und 10-km-Rennen teilgenommen hat, erhielt sie zweimal pro Woche eine Sportmassage. In der Regel plante sie ihre Massagen für den Tag nach einer härteren Trainingseinheit ein. War dieser Zeitplan einmal nicht einzuhalten, wählte sie eine Behandlung am Tag der starken Beanspruchung, allerdings mindestens drei bis vier Stunden nach dem Training. So konnte sich ihr Körper erholen, bevor der Therapeut mit der Behandlung begann. Regelmäßige Massagen während hartem und ständigem Training haben Uta auch in psychologischer Hinsicht geholfen: Sie konnte ihrem Körper zurückgeben, was er brauchte und sich ein wenig Zeit für sich selbst nehmen.

Als ich für meinen ersten Triathlon trainierte, habe ich regelmäßig Sportmassagen erhalten. Ich stellte fest, dass ich dadurch mögliche Probleme schon im Vorfeld erkennen und abwenden konnte, noch bevor sie mich beim Training beeinträchtigten. Außerdem spürte ich während den sehr intensiven Trainingsphasen, wie gut es meinem Körper tat, ihm das zurückzugeben, was er brauchte und die Massagen gaben mir wirklich das Gefühl, dass sie mein Trainingsprogramm abrundeten. Die Zeit, die ich zum Erholen zur Verfügung hatte, das anstrengende Muskeltraining und das Gefühl wirklich “in” meinem Körper zu sein, all das hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich so hart trainieren konnte, ohne mir dabei weh zu tun. Im Gegenteil, ich hatte großen Spaß dabei!

Regelmäßige Massageanwendungen während des Trainings sind eine wunderbare Methode, um ein Feedback für den eigenen Leistungsstand zu bekommen. Je mehr Feedback Sie über Leistung und Training bekommen, und darüber wie Ihr Körper auf all das reagiert, desto stärker sind Sie im Rennen und desto besser können Sie besser können Sie konkurrieren und sich vom Wettkampf erholen. Aus diesen Gründen kann die Sportmassage für Athleten ein wichtiges Werkzeug sein, in Bezug auf das Training, zur Steigerung des Leistungspotenzials und für eine Vielzahl anderer Vorzüge wie kürzere Erholungszeiten und ein verringertes Verletzungsrisiko. All dies und dazu noch so wunderbare Dinge wie Stressabbau, Entspannung und die Einbeziehung des ganzen Körpers erhält jeder – nicht nur der Athlet – der sich eine Massage gönnt!

Quellenangabe
(1) Benjamin PJ, Lamp SP: Understanding Sports Massage. Human Kinetics Publishers, 1996; Seiten 6-7 (a) & 9 (b).