Kirschen – beliebt bei Groß und Klein

Von Janett Walter

Sekundäre Pflanzenstoffe
Nährwert
Einkaufstipps

© Betty Shepherd
© Betty Shepherd

Die wunderschönen weißen und rosa Blüten der Kirschbäume in den Obstgärten verheißen in jedem Jahr köstliche Früchte, die unserer Gesundheit viel Gutes bieten können.

Kirschen zählen zu den ältesten kultivierten Früchten, die wir kennen. Hinweise für den Anbau reichen zurück bis 300 v. Chr. Ursprünglich stammen sie vermutlich aus Zentralasien. Interessanterweise erfolgte die Verbreitung der Kirsche von Asien nach Europa nicht durch den Menschen. Vielmehr wird vermutet, dass Zugvögel auf ihren Flügen Kirschen mit sich trugen und die Kerne entlang ihrer Routen fallen ließen.

Später begannen dann die Griechen und Römer mit dem Kirschanbau in Europa. Heutzutage wird diese beliebte Sommerfrucht in Europa, Asien und Nordamerika angebaut, wobei die Türkei derzeit der weltweit größte Produzent ist.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Neben ihren leckeren Geschmacksvarianten, können Kirschen laut wissenschaftlicher Literatur eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen haben. Ihr Nutzen reicht von einer möglichen schmerzlindernden Wirkung bei Arthritis und Gicht über antioxidative und anti-entzündliche Effekte bis hin zur potenziellen Reduzierung von Symptomen des metabolischen Syndroms. Anzeichen für das metabolische Syndrom können abdominale Fettleibigkeit, erhöhter Blutdruck, niedriges gutes Cholesterin und hohes schlechtes Cholesterin sein (nach Angaben von „Diabetes Deutschland“).

Darüber hinaus könnte sich der Verzehr von Kirschen günstig auf die Darm-, Brust- und kardiovaskuläre Gesundheit auswirken. Zudem wird möglicherweise der Alterungsprozess verlangsamt und ein schützender Effekt auf Nervenzellen ausgeübt.

Wie die Beeren, so erhalten auch Schale und Fruchtfleisch der Kirsche ihre rote Färbung durch sekundäre Pflanzenstoffe, den so genannten Anthocyanen. Chemisch betrachtet, gehören Anthocyane zur Gruppe der Flavonoide, die wiederum eine Untergruppe der Polyphenole sind. Sie sind als kraftvolle Antioxidantien bekannt, die anti-entzündliche, das Herz und den Kreislauf schützende und anti-karzinogene Eigenschaften haben können. Tests zufolge, enthalten Sauerkirschen höhere Konzentrationen an Anthocyanen als Süßkirschen.

© Uta Pippig und Take The Magic Step®
© Uta Pippig und Take The Magic Step®

Athleten könnten ebenfalls von den gesundheitlichen Vorteilen der Kirschen profitieren. Eine Reihe von kleineren Studien deutet auf den Nutzen von Kirschsaft für Sportler hin.

Eine Untersuchung mit 20 Teilnehmern – 18 davon liefen 2008 den London-Marathon – beschäftigte sich mit dem Einfluss von Sauerkirsch-Apfelsaft (0,24 Liter mit dem Saft von etwa 50 bis 60 Montmorency-Kirschen) auf die Erholung nach einem Marathon im Vergleich zu einem Placebo. Die Probanden nahmen den Saft bzw. das Placebo insgesamt acht Tage lang zweimal täglich zu sich, und zwar fünf Tage vor dem Marathon, am Renntag selbst und zwei Tage danach. Die Forscher der Northumbria University (Großbritannien)(1) verzeichneten dabei sowohl eine schnellere Wiederherstellung der Muskelkraft als auch niedrigere Entzündungswerte bei den Läufern, die den Sauerkirschsaft tranken.

Wissenschaftler der Oregon Health and Science University (USA)(2) analysierten den Einfluss von Sauerkirschsaft auf Muskelschmerzen während des Laufens. In der Studie wurden 54 Läufer untersucht, die am Hood-to-Coast-Staffellauf teilnahmen und dabei in drei Etappen insgesamt bis zu 28,8 Kilometer innerhalb eines 24-Stunden-Zeitraums zurücklegten. Sieben Tage vor dem Rennen sowie am Veranstaltungstag trank jeder der Studienteilnehmer zweimal täglich 0,35 Liter Sauerkirsch-Apfelsaft (was pro Flasche hier dem Saft von etwa 45 bis 50 Montmorency-Kirschen entspricht) bzw. ein Placebo. Nach dem Rennen berichteten die Kirschsaft-Konsumenten über deutlich weniger Schmerzen als die Placebo-Gruppe.

© Gerald Angerer
© Gerald Angerer

Eine kleine Studie von Forschern der University of Vermont (USA)(3) untersuchte die Wirkung von Sauerkirschsaft bzw. eines Placebos auf die Symptome eines belastungsinduzierten Muskelschadens. Interessanterweise zeigte es sich, dass die Kirschsaft-Konsumenten sowohl einen signifikant geringeren Kräfteverlust als auch eine geringere Schmerzentwicklung aufwiesen.

Wissenschaftler, die sich mit dem Nutzen von Kirschsaft beschäftigen, empfehlen die Durchführung weiterer Forschungsarbeiten, um spezifische und messbare Vorteile der Kirschen für Athleten und andere Zielgruppen näher bestimmen zu können.

Nährwert

Kirschen tragen nicht nur wegen ihres Gehaltes an sekundären Pflanzenstoffen zu unserer Gesundheit bei, sie sind auch ein guter Lieferant von Vitamin A und C sowie Kalium. Die in der nachstehenden Nährwerttabelle aufgeführten Werte beziehen sich auf 100 g Kirschen.

 Nährwert ‏ Süßkirschen, roh   Sauerkirschen, roh
 Kalorien  63 kcal 50 kcal
 Kohlenhydrate   16 g 12 g
 Ballaststoffe  2,1 g 1,6 g
 Protein  1 g 1 g
 Fett  <1 g <1 g
 Wasser  82,2 g 86,1 g
 Vitamine  C A & C
 Mineralien  Kalium Kalium, Kupfer & Mangan  

Einkaufstipps

Die Kirschsaison in Deutschland erstreckt sich von Juni bis August. Kirschen sind als frische Früchte erhältlich, gefroren oder auch getrocknet. Örtliche Wochenmärkte haben zumeist die frischeste Ware. Wenn Sie die Wahl haben, suchen Sie sich die Früchte lieber selbst aus, bevor Sie zu abgepacktem Obst greifen. So haben Sie die Möglichkeit, Kirschen mit weichen dunklen Flecken auszusortieren.

Qualitätsmerkmale für frische Kirschen sind eine glänzende Schale, festes Fruchtfleisch und ein festsitzender, grüner Stiel. Da frische Kirschen schnell verderben, sollten sie kurz nach dem Kauf verzehrt oder im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Wenn Sie gerne Sauerkirschsaft trinken, sollten Sie nach Produkten Ausschau halten, die als Fruchtsaft bezeichnet werden. Häufig wird Kirschsaft in der Kombination mit Apfelsaft angeboten. Lassen Sie Produkte mit der Aufschrift „Fruchtnektar“ oder „Fruchtsaftgetränk“ nach Möglichkeit im Regal stehen. Studieren Sie die Inhaltsstoffe auf dem Etikett und verzichten Sie auf Saft, dem künstliche Geschmacks- und Farbstoffe sowie Zucker, Fruktose-Glukose-Sirup oder künstliche Süßstoffe zugesetzt sind.

Wir empfehlen, Kirschsaft im Verhältnis 1 zu 1 oder Kirschsaft-Konzentrat im Verhältnis 1 zu 5 vorzugsweise mit stillem Wasser oder Mineralwasser zu mischen. So erhalten Sie ein wirklich erfrischendes Sommergetränk und eine schmackhafte Alternative zu Limonaden. Mehr zum Thema Wasser können Sie in unserem Artikel „Wasser [Teil 1]: Unentbehrlich für unser Leben” erfahren.

Noch ein süßer Kirschen-Tipp: Getrocknete mit dunkler Schokolade überzogene Kirschen gehören zu unseren Favoriten. In unserem Artikel „Schokolade – Soll ich oder soll ich nicht?” können Sie Informationen über den gesundheitlichen Nutzen von dunkler Schokolade finden.

Genießen Sie die Kirschsaison!

Quellenangaben:

(1) Northumbria University: University News: Marathon runners should pick cherries for speedy recovery. www.Northumbria.ac.uk, April 2010.

(2) Kuehl KS, Perrier ET, Elliot DL und Chesnutt JC: Efficacy of tart cherry juice in reducing muscle pain during running: a randomized controlled trial. Journal of the International Society of Sports Nutrition Mai 2010, 7:17.

(3) Bild der Wissenschaft: Was Kirschen mit Sport zu tun haben. www.Wissenschaft.de, Juni 2006.

Aktualisiert am 9. Juli 2016
Aktualisiert am 7. Mai 2015
Aktualisiert am 8. Juli 2014
Aktualisiert am 20. Juli 2012
Erschienen im Juli 2008